• Eyal bedeutet Hirsch. Dieses stilisierte Geweih haben seine Freunde an Eyals Lieblingsplatz aufgebaut, um ihres getöteten Freundes zu gedenken. Alle Fotos: CSI
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Das gefürchtete Klopfen an der Tür – Erinnerungen an Eyal

editor - 8. September 2025

Schon fast zwei Jahre ist es her, dass mit dem Terrorüberfall der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 so vieles anders wurde. Der ebenso lange andauernde Krieg hat unermessliches Leid auf beiden Seiten verursacht. Dennoch muss das Leben weitergehen, irgendwie. Ein Vater erzählt gegenüber einer Reisegruppe von Christen an der Seite Israels (CSI), wie er trotz aller Trauer das Leben seines getöteten Sohnes ehren will.

Von Anemone Rüger

Die Familie von Eyal lebt im Kibbutz Afik. Von ihrem Grundstück aus haben sie einen atemberaubend schönen Ausblick über die Hügel auf den See Genezareth. Eine Aussicht, die auch Eyal liebte. Bis er kurz vor Ende seiner Wehrdienstzeit im Krieg fiel.

„Eyal hatte nur noch ein paar Monate bei der Armee, um seinen Wehrdienst abzuleisten, als der Krieg begann“, beginnt sein Vater Itay, während wir im Schatten unter den Bäumen vor seinem Haus stehen und den weiten Blick auf uns wirken lassen. „Nach kurzer Ausbildung wurde seine Einheit in den Einsatz geschickt.“ Dann stockt Itay kurz. Er hat noch nie vor Fremden gesprochen. Doch irgendwie will er sein Herz mit uns teilen, auch wenn es ihm nicht leichtfällt, Worte dafür zu finden.

„Eigentlich möchte ich lieber über meinen Sohn sprechen, wie er war und was ihn ausgemacht hat, nicht so sehr über das, was mit ihm dann passiert ist“, sagt Itay. „Eyal hat sehr gerne Fußball gespielt. Und es hat ihn immer interessiert, sich mit verschiedenen Gruppen und Standpunkten auseinanderzusetzen. Er hat auch eine Ausbildung in jüdischer Philosophie gemacht, das hat ihn interessiert. Als dann eine Reihe orthodoxer Journalisten in ihr Einsatzgebiet kamen, haben sie ihn für ein Interview ausgewählt und waren beeindruckt, wie er als ganz junger Mensch so viel Einsicht und Verständnis für die verschiedenen Charaktere hatte. Er war gut darin, zwischen verschiedenen Gruppen zu vermitteln, er hat immer Brücken gebaut.“

Vater Itay ist dankbar für den Besuch und die Anteilnahme der Christen aus Deutschland.

An dem Tag vor knapp einem Jahr, als es passierte, rief Eyal gerade seine Familie an wie jeden Tag, damit sie sich keine Sorgen machen. „Mitten im Telefonat ist er getroffen worden“, berichtet Itay. „Wir haben nicht gedacht, dass er tot ist. Wir haben nur mitbekommen, dass etwas passiert ist. Aber ein paar Stunden später kam das gefürchtete Klopfen an der Tür. Wir haben das irgendwie die ganze Zeit im Gefühl gehabt. Wir haben die ganze Zeit Angst gehabt, dass es eines Tages bei uns an der Tür klopft und jemand die Nachricht überbringt, dass unser Sohn gefallen ist. Und dann kam es wirklich so.“

Doch Eyals Familie und seine Freunde versuchen, ihn so in Erinnerung zu behalten, wie sie ihn kannten und liebten. „Eyal hat so gerne hier gesessen auf der Terrasse und mit seinen Freunden Kaffee getrunken“, erzählt Vater Itay. „Er hatte viele Freunde, auch über den Fußball. Und so haben seine Freunde und seine Schulkameraden ihm zu Ehren diese Sitzecke aus Weinfässern gebaut, mit diesem unglaublichen Blick. ‚Eyal‘ bedeutet Hirsch, und dieses Kunstwerk hier symbolisiert ein Hirschgeweih. Hier gibt es einen Ort, wo Eyals Freunde immer noch herkommen und sich an ihn erinnern können, wo wir sein Leben feiern können, das, wofür er stand.“

In einem von Eyals Tagebüchern fanden die Eltern nach seinem Tod einen Satz, den er zwei Jahre zuvor aufgeschrieben hatte. „Wie oft hast du dich gefragt: ‚Was, wenn‘? Und wie viel Zeit deines Lebens hast du darauf verschwendet, auf diese Frage Antworten zu finden?“

„Unseren Schmerz kann nichts kompensieren“, sagt Itay. „Aber wir sind so dankbar für die kleinen Dinge, die uns zeigen, dass wir nicht allein sind. Und dass ihr Christen gekommen seid, das bedeutet mir unendlich viel!“

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