• Dr. Tobias Krämer leitet den Bereich Theologie und Gemeinde bei Christen an der Seite Israels. Foto: CSI
Aktuelles

Kolumne: Auf ein Wort – Eine Bibel, zwei Testamente

editor - 5. Juli 2025

Mehr als 63.000 Bögen sind auf der Grafik, die auf meinem Monitor zu sehen ist. Über 1200 Seiten hat das Buch, das daneben auf meinem Schreibtisch liegt. Grafik und Buch haben dasselbe Thema: das Verhältnis zwischen Altem und Neuem Testament. Die Grafik zeigt die Bezüge mit bunten Bögen auf.

Von Dr. Tobias Krämer

Jeder Bogen ein Brückenschlag. Das Buch trägt den Titel „Commentary on the New Testament Use of the Old Testament” (von Beale und Carson, Baker Academic 2007). In diesem Werk wird das Neue Testament Vers für Vers unter der Perspektive kommentiert, wo es auf das Alte Testament zurückgreift und wie es das tut. Christen machen sich von jeher Gedanken, in welchem Verhältnis die beiden Testamente zueinanderstehen.

Wenn man jedoch diese beiden Zahlen sieht, dann wird schnell deutlich, dass sich jenes Verhältnis nicht auf den Punkt bringen lässt. Wir haben es nicht mit dem einen Verhältnis zu tun, sondern mit einem Geflecht von Verbindungen, Bezugnahmen, Anspielungen, Zitierungen, Reminiszenzen, Analogien, Vergleichen und Anklängen unterschiedlichster Art. Und wir lernen gerade, dieses Geflecht detailliert wahrzunehmen und gewissenhaft auszudifferenzieren. Das Ergebnis: 63.000 Bögen, 1200 Seiten.

Oft wurde gesagt, das Alte Testament sei Verheißung, das Neue Erfüllung. Diesen Bezug gibt es, doch beinhaltet das Alte Testament viel mehr als nur Verheißung. Dann war zu hören, das Alte Testament sei alter, das Neue neuer Bund. Auch diesen Bezug gibt es – neben anderen.

Dasselbe gilt für die Modelle Israel und Kirche, Gesetz und Gnade, Schattenbild und Christuswirklichkeit und so weiter. Vergessen Sie all diese Schemata! Es handelt sich um Vereinfachungen, Abkürzungen und teilweise Verzerrungen eines Beziehungsgeflechts, das weit komplexer ist.

Für Bibelinteressierte bleibt nur ein Weg: Stelle für Stelle nachzeichnen, wo es Bezüge zwischen den Testamenten gibt und was diese zu bedeuten haben. Gut, dass es Beale und Carson gibt. Sie haben diese Fleißarbeit bereits geleistet, in einem Zeitraum von fast zehn Jahren.

Chazak u‘varuch – seien Sie stark und gesegnet!

Dieser Artikel erschien zuerst in unserer Zeitung „Israelaktuell“, Ausgabe 58. Sie können die Zeitung hier kostenlos bestellen. Gerne senden wir Ihnen auch mehrere Exemplare zum Auslegen und Weitergeben zu.