Warten auf die Geiseln: Alon Ohel
Es ist der Tag 643 seit dem verheerenden Hamas-Massaker in den israelischen Ortschaften an der Grenze zum Gazastreifen, und seit Beginn des Krieges in Israel. Seit 643 Tagen werden die Angehörigen der Entführten von banger Sorge um ihre Lieben gequält, schlafen nicht, führen ihr Leben in Warteposition. Wann wird der Geisel-Deal kommen, der alle Gefangenen der Hamas befreit?
Von Anemone Rüger
Viele Poster mit den Namen und Fotos der Geiseln in Hamas-Gewalt, die seit dem 7. Oktober 2023 im Empfangsbereich des Ben-Gurion-Flughafens bei Tel Aviv auf dem Weg zur Passkontrolle hängen, konnten abgenommen werden. Umso mehr brennen sich die Namen derer ein, die noch da sind – 50 Geiseln der Hamas, die Hälfte von ihnen vermutlich noch am Leben.
Auch die Zufahrt zum Ortseingang des Jischuw Adi im Norden Israels, wo ich bei Freunden untergebracht bin, ist mit gelben Fahnen gesäumt – die Farbe der Solidarisierung mit den Geiseln. Zwei Mal schon ist es Winter geworden, seit Alon an jenem Schwarzen Schabbat in der Nähe des Gazastreifens entführt wurde; zwei Mal schon haben die herrlichen japanischen Kirschbäume an der Straße geblüht, zwischen denen unübersehbar das Poster mit dem Foto von Alon hängt. Alon ist allgegenwärtig in den Gedanken aller Einwohner und aller Besucher des Jischuw.
„Seine Familie lebt schon lange hier. Sein Großvater hat Adi mit gegründet“, sagt mir Jechiel von meiner Gastgeberfamilie. „Meine Eltern waren eng befreundet mit seiner Familie.“
Alon ist ein überaus begabter Pianist. Seine Mutter bangt und kämpft bis heute um ihn – Tag um Tag. Für ihn ließ sie am Platz der Geiseln in Tel Aviv das Klavier aufstellen, das dort zum Symbol der Hoffnung geworden ist mit der Aufschrift: „You are not alone“ – „Du bist nicht allein“.

Das Klavier am Platz der Geiseln in Tel Aviv ließ Alons Mutter für ihren Sohn aufstellen, den gefangenen Konzertpianisten Alon Ohel.
Eli Sharabi, der völlig ausgemergelt im Februar freigelassen wurde, verbrachte einen großen Teil seiner Gefangenschaft in Ketten und unter unaufhörlichen Hungerqualen zusammen mit Alon, den er „vom ersten Moment an adoptierte“. Beim Abschied klammerte sich Alon verzweifelt an Eli, bis die Hamas die beiden auseinanderriss. Eli versprach, nach Kräften für seine Freilassung zu kämpfen.
Lassen Sie uns im Gebet für die Gefangenen dranbleiben – bis der Letzte nach Hause kommt!
„Wenn der HERR die Gefangenen Zions erlösen wird, so werden wir sein wie die Träumenden… HERR, bringe zurück unsere Gefangenen, wie du die Bäche wiederbringst im Südland. Die mit Tränen säen, werden mit Freuden ernten.“ Psalm 126.